Wie angekündigt fand am 06.04.2011 auf dem Petersberg im Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland die erste Social Media Sicherheitskonferenz statt – hier nun endlich der versprochene Nachbericht zu der Konferenz, die sich ausdrücklich auch mit den Risiken der Social Media Nutzung beschäftigte.
Die Referenten trafen – bis auf den Verfassungsschützer Reinhard Vesper – am frühen Vorabend auf dem Petersberg ein. Zur Vorbesprechung des nächsten Tages ging es dann in ein uriges Lokal direkt am Rheinufer in Königswinter, das ich hier gerne weiterempfehlen würde, dessen Namen ich jedoch leider nicht weiß… Wie dem auch sei, aus der „Vorbesprechung“ entwickelte sich ein äußerst interessanter Diskurs zwischen Klaus Eck (Eck Kommunikation), Candid Wüest (Senior Security Engineer, Symantec) und Thorsten zur Jacobsmühlen (Personalberater) sowie meiner Person hinsichtlich der Frage, wohin und wie es denn mit der ganzen Social Media Nutzung gehen würde (hier die Referenten im Überblick). Ganz beantwortet werden konnte diese komplexe Frage auch mit den anwesenden vier Fachrichtungen leider nicht (wir waren doch so kurz davor! ;)), da die charmante Wirtin doch gen Mitternacht um Feierabend bat.
So ging es mit den Fachdiskussionen erst am nächsten morgen um 9.15 Uhr, dem offiziellen Beginn der Konferenz, mit Kaffee in der Hand weiter. Um kurz nach zehn Uhr eröffnete Klaus Eck nach einleitenden Worten von Thorsten zur Jacobsmühlen die Vortragreihe. Der Kommunikationsberater eröffnete vor dem geneigten Publikum die schöne, bunte Welt der Social Media und zeigte auf, wie diese für Mitarbeiter von großen Unternehmen mittels Social Media Guidelines handhabbar (welch Wort) gemacht werden kann. Dabei blieb auch der Hinweis auf die Gefahr möglicher Kommunikations-Krisen und entsprechender Gegenstrategien nicht aus. In der Sache von mir die volle inhaltliche Zustimmung, wenn ich auch – wohl qua Berufsstand – die rechtswirksame Implementierung von Social Media Guidelines für zwingend notwendig halte. Präsentiert wurde von Eck übrigens mittels des eleganten Prezi-Programms. Da staunt der Jurist, der allenfalls durchschnittlich mit Power-Point umzugehen weiß… Aber während Klaus Eck für die Darstellung der schönen Social Media Welt bzw. der Kommunikation über diese zuständig war und ist, lag es dann nachfolgend an mir, über die möglichen rechtlichen Stolpersteine aufzuklären, die eine Employer Brand Kampagne so mit sich bringen kann und warum die rechtssichere Implentierung von Social Media Guidelines eben doch zu bevorzugen ist. Es hätte noch viel länger mit dem Publikum und den anderen Referenten über dies und das diskutiert werden können, doch die Köche klapperten drohend mit den Löffeln – Zeit zum Mittagessen. Sofort wurden angeregt die bereits vergangenen Vorträge bzw. deren Inhalte diskutiert. Vielen Dank an meine Mittagsrunde – bei der denn des Öfteren der Satz fiel „Das ist jetzt aber off the record und nicht für Twitter bestimmt“. Mhm… wir befanden uns offensichtlich auf einer Social Media Konferenz. 😉
Schon war der Initiator des Ganzen, Thorsten zur Jacobsmühlen, dran. Er erläuterte, warum es nicht gerade sinnvoll ist, Social Media Anwendungen am Arbeitsplatz zu verbieten – gefacebooked wird per Smartphone im Zweifel ohnehin. Und ausweislich einer neuen Studie, die Thorsten zur Jacobsmühlen erstmals vorstellte, ist ein Großteil der Bewerber not amused, wenn sie an ihrem späteren Arbeitsplatz feststellen, dass Social Media Anwendungen gesperrt sind – insbesondere dann nicht, wenn sie selbst via Social Media rekrutiert wurden. Ich finde das nicht gerade verwunderlich – überraschenderweise zeigte sich jedoch ein Teil einer Kaffeerunde bei der Tagung Personalmanagement Online am Freitag dabei eher verständnislos und fand, dass Social Media Anwendung selbstverständlich gesperrt werden müssten und zwar gleich ob darüber auch rekrutiert wird. – Mir scheint, dass dies Thema doch noch sehr branchenspezifisch betrachtet wird und/oder indifferente Angst nach wie vor ein beherrschendes Thema dabei ist. So wurde zur Jacobsmühlen gefragt, ob es denn eine Studie gäbe, wieviel Zeit ein Arbeitnehmer im Durchschnitt mit Social Media „verschwende“. Eine solche gibt es wohl in profunder Art nicht, so jedenfalls der Personalberater. Ich frage mich jedoch, ob es überhaupt die richtige Fragestellung ist, denn wieviel Arbeitszeit wird bei dem traditionellen Schwatz in der Kaffeeküche „vergeudet“? Und wie oft hat sich aus so einem Klönschnack die zündende Unternehmensidee ergeben? Man merkte jedenfalls deutlich, dass einige Teilnehmer aus den klassischen Branchen der Social Media Idee nach wie vor mit einer gehörigen Portion Skepsis und – meines Erachtens – leider auch Vorurteilen begegnen. (Ich hoffe, diese konnten auf der Konferenz entkräftet werden.)
Doch für Angst konnten die nachfolgenden Vorträge wahrlich sorgen. Mit schweizer Charme erläuterte der senior Security Engineer von Symantec, Candid Wüest, wie einfach bspw. Passwörter via der eigenen Äußerungen in sozialen Netzwerken entschlüsselt werden können. Und wie einfach letztlich jede – vermeintlich gut versteckte – Information über uns herauszubekommen ist. Zwischenzeitlich dachte ich, ich mach doch besser Schluss mit diesem Internet, dass soll – Gerüchten zur Folge – ohnehin keine Zukunft haben. Aber schlussendlich bemerkte Candid das, was ich meinen Zuhörern auch stets auf den Weg gebe, man solle sich mit gesundem Menschenverstand durch die Welt bewegen und diesen auch im Social Media Umfeld nicht vergessen. So macht es wenig Sinn sein Passwort Hasi2011 zu nennen, wenn man auf Facebook herumposaunt, dass man seit 2011 nun Hasi zu Hause immer kuscheln kann.
Spannend wurde es dann auch noch einmal mit Reinhard Vesper vom Verfassungsschutz NRW. Auch er machte sehr deutlich, wie einfach doch Wirtschaftsspionage sowohl von anderen Nationen als auch international agierenden Konzernen via Social Media erfolgen kann. Flugs über Xing die Mitarbeiter nebst den jeweiligen Stellen zusammengesucht und kurz deren verschiedenen Aussagen auf Blogs, Facebook und Twitter miteinander verglichen und analysiert und schwups steht das Unternehmensprofil und der deutsche Metallhersteller kann vom ausländischen Staatskonzern im Preis unterboten werden. Okay, zugegeben, ganz soo einfach geht’s für jedermann wohl doch nicht, aber wenn Wüest und Vesper Glauben zu schenken ist, dann geht es für jeden, der sich damit auskennt, eben doch ohne „größere“ Anstrengung.
Und was lernen wir daraus? Den Zuffenhausenern nacheifern und Social Media abschalten? Wohl kaum, denn der private Gebrauch von Social Media ist nicht zu verbieten. Also bedarf es der Sensibilisierung der Mitarbeiter für potentielle Gefahren und der Stärkung des eigenverantwortlichen Umgangs mit diesen neuen Medien.
Das sehe ich zumindest nach wie vor so und ich denke, meine Mitreferenten der Social Media Sicherheitskonferenz würden dies ebenso unterschreiben.
Vielen Dank für 1,5 spannende Tage, neue Einblicke und interesssante Diskussionen!
In diesem Sinne,
weiterhin schön vorsichtig sein!
PS: Einen weiteren Bericht zur SOMESKO 2011 gibt es in der XING-Gruppe Monster Social Recruiting hier und hier.