Archiv für den Monat: Oktober 2011

Facebook: „Gesponserte Meldungen“ oder auch „Lieber Richard Allan,…!“

Ach, Facebook, du geliebt-gehasstes Ding der sich viral vernetzenden Begierde, kaum ein Tag vergeht, an dem man Dich nicht erwähnen könnte. Ich war allerdings kurz davor das Thema hier von der Agenda zu streichen. Denn mein Eindruck ist langsam aber sicher, dass es weder den Facebook-Befürwortern (aka „There is no need for any privacy anymore“ und „Deutschland wird untergehen, wenn die deutschen Datenschützer so weitermachen!“) noch den Facebook-Gegnern (aka „Selbst wenn FB uns sagt, was es mit den Daten macht – Facebook lügt doch sowieso!“) darum geht, einen sinnvollen, konstruktiven Dialog über notwendigen, aber pragmatischen Datenschutz zu führen. Zugegeben, die Postionen sind übertrieben dargestellt, aber der Blick in die Diskussionen der sozialen Netzwerk zeigt immer wieder dieses Bild. Da wird zum Beispiel ein Gutachten der Bundesregierung zum Thema Like Button & FanPages veröffentlicht und jede Seite zitiert nach Belieben, so dass es eben gerade passt. Also, wenn das in Doktorarbeiten so gemacht würden, würde das sofort von Vroniplag et al. ans Licht gebracht. Aber dazu ein anderes Mal mehr. (Ja, ja, Facebook der unerschöpfliche Quell der Blogosphäre…) Jetzt wenden wir uns einfach einmal kurz den „Gesponserten Meldungen“ zu – an einem Freitagnachmittag möchte schließlich auch niemand mehr schwere Kost. 😉

Also, die gesponserten Meldungen sehen aus wie folgt und stechen jedenfalls mir seit einigen Tagen vehement und penetrant ins Auge:

Mhm. Tja. Den rechtlichen Hintergrund dazu möchte ich an dieser Stelle gar nicht erörtern, wer mag kann das in  meinen Blog-Postings „Facebook: Introducing Sponsered Stories“ sowie „Facebook „Sponsered Stories“ – Kann ich das als Agentur empfehlen“ noch einmal nachlesen. Was mich daran vielmehr wirklich ärgert, ist das Folgende: Sowohl mein Mann als auch ich, die wir ja nun wirklich doch ein bisschen mehr mit Social Media zu tun haben, sind der festen Meinung, in den Privatsphären-Einstellungen angeben zu haben, dass wir nicht in gesponserten Meldungen erscheinen möchten. Jo ist darin (samt unserer Tochter) aber ganz offensichtlich zu sehen. Nun habe ich ebenfalls noch einmal versucht, innerhalb der Einstellungen nachzuvollziehen, wo ich das eingestellt habe. Und? Ich habe es nicht gefunden. Denn wieder einmal sind all die Haken und Knöpfchen und Zuteilungen an anderer Stelle als beim letzten Mal. Das ärgert mich einfach. Die Aussagen von Richard Allan, Europa-Chef von Facebook, getätigt vor dem Unterausschuss „Neue Medien“, „Wir betreiben keine Werbung mit den Nutzerdaten. Also wir betreiben keine Werbung gegenüber nicht eingeloggten Usern. Wir betreiben keine Werbung.“ wirkt da doch ein wenig höhnisch, wenn nicht gar zynisch. Ist Werbung gegenüber anderen Mitgliedern keine Werbung? Sind wir alle dumm? Werden wir einfach für dumm gehalten? Und so glaube ich in diesem Fall nicht, dass es an dem dummen Anwender liegt, der zu doof ist der Verwendung seiner Daten für Werbung zu widersprechen, sondern das Facebook das mal wieder, einfach so „anbietet“ und oops, irgendwas in den Einstellungen „vergessen“ hat.

Ach, nein, halt ich habe es vergessen, nicht Facebook. Richard Allan hat mich (und alle anderen) ja im Unterausschuss Neue Medien darüber aufgeklärt, dass ich als User von Facebook schließlich die Terms of Services angenommen habe. Und damit stelle ich Facebook ja nun jedes Bildchen und jede Aussage uneingeschränkt zur Verfügung. Dann dürfen die damit ja machen, was sie wollen.

Lieber Richard Allan, auch wenn Sie das nicht einsehen wollen, an dieser Stelle gilt deutsches Recht. Punkt. Ende. Aus. Schon deswegen, weil sie es selbst ausdrücklich in Ihre AGB schreiben (Ziffer 16.3 iVm 15.1). Die Verwendung von Bildnissen einer Person ist ohne Einwilligung nicht zulässig. Und schon gar nicht zu Werbezwecken mit denen Facebook Geld verdient! Und ihre Terms of Services und diese überbordende Pauschal-Einwilligung, mit der jeder Users sein eigen Blut und mehr an Facebook überschreibt, ist nach deutschem AGB-Recht unwirksam.

Und nein, ich bin kein naiver Gutmensch. Ich weiß, dass auch die Entwickler, Grafiker, Projekt- und Produktmanager, die Sekretäre und Reinigungskräfte von Facebook bezahlt werden müssen. Fair enough. Aber lassen Sie bitte mich entscheiden, ob ich dann nicht bereit bin, einsfuffzich oder mehr, für den Dienst zu bezahlen, anstatt ungefragt verkauft zu werden.

Und sagen Sie mir auch nicht, dass ich dann Facebook doch einfach nicht nutzen solle. Wie denn bei einer Quasi-Monopol-Stellung? Auf StudiVZ kenn ich niemanden und bei Diaspora ist ja keiner – soweit ich weiß?

Was ich sagen will: Abgesehen davon, dass das, was Sie tun, rechtlich eigentlich nicht geht, ist das einfach beschämend nutzer-unfreundlich. Sie signalisieren wieder einmal, dass der User von Ihnen durchs Dorf getrieben werden kann, wie es beliebt. Soll der doch glücklich sein, dass der Dienst für ihn kostenlos ist, nicht wahr? Wenn schon nicht umsonst. Wie war das mit dem Dialog auf Augenhöhe und so?

In diesem Sinne,

ein verärgerter User wünscht ein werbefreies Wochenende!

PS: Wenn mir jetzt jemand doch noch sagen kann, wo ich das s i c h e r ausstellen kann, immer her damit. Viel besser würde es das nicht, denn solche Einstellungsmöglichkeiten müssen leicht auffindbar sein! Und zwar für jeden!

Was Vorträge, Mandate und das Bloggen gemein haben…

Wer meinen Blog ein bisschen verfolgt, der weiß, dass ich derzeit relativ viel auf Konferenzen unterwegs bin, um Vorträge und Workshops zu halten. So ging es unter anderem letzte Woche nach Frankfurt zur Tagung HR-Kommunikation.  Inspiriert von einem kleinen Zwischenbericht zur Tagung auf Google+ setzte sich daraufhin sowohl der Recruitainment-Blog als dann auch die Wollmilchsau mit der Frage „Muss Employer Branding „überraschend“ sein?“ auseinander.

Mit der Wollmilchsau, vielmehr Jan Kirchner von atenta, ging es denn auch gleich weiter. Nämlich am 05.10. um 7.20 beim Security-Check am Hamburger Flughafen mit anschließendem Kaffee und gemeinsamen Flug nach Baden-Baden zur Medical Recruiting Conference. Dort stellten Frank Sitta und Stefan Person (personalinform), diesmal in Kooperation mit  medicaltopjobs, wieder einmal eine erstklassige Veranstaltung auf die Beine.  Den Teilnehmern des Workshops zu „Social Media, Employer Branding & Recht“ möchte ich hiermit sagen, dass mir gerade aufgrund der vielen Nachfragen und Diskussionen  die ursprünglich gedachten 1,5 Stunden, aus denen dann eher 2,5 wurden, viel Freude gemacht haben. Und Danke für das tolle, persönliche Feedback!

So bin ich also auf die nächste Woche und die Social Media Recruiting Conference in Hamburg sowie deren Publikum gespannt. Da auch für diese Veranstaltung personalinform Verantwortung für den Ablauf zeichnet und atenta sich um das Line-Up gekümmert hat, kann ja eigentlich weder organisatorisch noch inhaltlich irgendetwas schiefgehen. Zumal zu allem Überfluss auch noch @carllsons moderiert. 🙂

So geht es dann auch lustig die nächsten Wochen weiter, wie ein Blick in meinem Kalender, respektive den Reiter Vorträge verrät.

Dabei, man könnte es unter vorgenannten Umständen fast vergessen, bin ich ja auch noch Rechtsanwältin. Und meine Mandate die wollen, berechtigterweise, auch ihr Stück vom Kuchen – dem Zeitkuchen. Von dem ist immer zu wenig da und findet man doch noch ein Stückchen an unerwarteter Stelle, so ist das genauso schnell weg, wie alle anderen. Oh, das soll kein Jammern sein, ganz und gar nicht. 🙂 Vielmehr kommen wir der Auflösung des oben aufgeworfenen Rätsels damit ganz nahe. Denn Vorträge, Mandate und das Bloggen haben gemein, dass sie alle begeisterte Zeitkuchen-Esser sind! Derzeit gewinnen in der Regel insbesondere die Mandate, gefolgt in einigem Abstand von den Vorträgen. Weit abgeschlagen liegt momentan das Bloggen im Zeitkuchen-Wettbewerb.

Ich bin sicher, dass Bloggen holt nur gerade tief Luft, um bald wieder anzugreifen, aufzuholen und die Vorträge von Platz zwei zu verdrängen.

All die weil empfehle ich, sich doch einmal Thilo Weicher vom ULD zum Thema Datenschutz & Facebook bei Monitor anzugucken.

Oder, wer es dann gar nicht ohne rechtliche Kommentierungen von meiner Seite aushält, das aktuelle Interview mit mir im Recruitainment-Blog zu lesen (Ja, da hatte ich gerade unerwartet ein Stückchen Zeitkuchen gefunden… )

In diesem Sinne,

ich wünsche allen ein arbeitsfreies Wochenende!